Daten & Studien

Das Fallportal bietet eine kontinuierlich wachsende Sammlung an
Datenmaterialien aus unterschiedlichen pädagogischen Kontexten

Datenzugang und -einreichung

Das Hallesche Fallportal stellt unterschiedliche Daten zur Verfügung. Einerseits umfasst die Datenbank Einzeldaten, die vorrangig aus kasuistisch orientierten Lehrveranstaltungen gewonnen wurden, andererseits finde Sie unter Studien Datensätze aus Forschungsprojekten, wobei ein Schwerpunkt auf kamera-ethnografischen Studien liegt.

Neben der Möglichkeit, den Bestand der Datenbank zu sichten und anhand verschiedener Filtereinstellungen eine Auswahl zu treffen, können Sie auch Daten einreichen.

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Studien

Hier können Sie auf die Studien als Datenkonglomerate zugreifen. Diese Daten finden Sie auch in der Datenbank. Zu jeder Studie finden Sie Hinweise der Forschenden zum Erkenntnisinteresse und Studiendesign.

Zur Sache. Kamera-ethnographische Beobachtungen im Grundschulunterricht

Eine Studie von Georg Breidenstein, Bina E. Mohn und Astrid Vogelpohl

Studiendetails

Erhebungs-Methode: Kamera-Ethnographie

Datenmaterial: Videographierte Unterrichtssequenzen aus der Primarstufe, tw. Transkripte, tw. Begleitmaterial aus dem Unterricht

Korpus: 22 Videosequenzen + Begleitmaterial

Erhebungszeitraum: 2019

Forschungsfrage

Den forschenden Beobachtungen geht es um eine grundlegende Frage: Wie konstituiert sich die „Sache“ (der Unterrichtsgegenstand) in der Unterrichtsinteraktion?

Studiendetails

Wie wird etwas zur Sache und zu welcher? Wie wird die Sache in Aufgaben, in Bildern, in Objekten repräsentiert? Wie wird die Sache zwischen den Interaktionsteilnehmer:innen als eine gemeinsame etabliert? Wie wird die Sache im weiteren Verlauf bearbeitet und entwickelt?

Verschiedene Zugänge zur Sache werden beobachtet und empirisch differenziert: Ist es immer die Lehrperson, die die Sache des Unterrichts kennt, einführt, (re-)präsentiert – oder bringen auch Schüler:innen Fragen mit und machen sie zur gemeinsamen Sache des Unterrichts? Wie hängen der Umgang mit dem Unterrichtsgegenstand und die Organisation des Unterrichts zusammen: Wie „interferieren“ Praktiken der Repräsentation der Sache mit Praktiken der Interaktionsorganisation im Unterricht (Breidenstein 2021)?

Methodologie

Diesen Fragen widmete sich eine kamera-ethnographische Studie, für die Bina E. Mohn und Astrid Vogelpohl im Dezember 2019 eine Feldforschungsphase mit der Kamera in einer Berliner Grundschule durchgeführt haben. Die Kamera-Forscherinnen konnten bei dem Unterricht einer Lehrerin in einer dritten Klasse und eines Lehrers in einer vierten Klasse dabei sein. Es handelte sich um ganz alltäglichen Unterricht, aber in verschiedenen Formaten: Beobachtet wurden einführende Stunden als Kreisgespräch, Stationsarbeit in Kleingruppen von Schüler:innen, Unterrichtsgespräche, die Bearbeitung von Aufgaben oder freies Schreiben in Einzelarbeit, das Üben des Lehrers mit einer kleinen Gruppe auf dem Fußboden und anderes mehr. Die Kamerabeobachtung folgt dabei den scheinbar banalen und kleinen Praktiken, die die Sache konstituieren: den Zeigegesten, der Ausrichtung der Körper und der Blicke, den materiellen und medialen (Re-) Präsentationen der Sache.

Die von Bina E. Mohn maßgeblich entwickelte Forschungsrichtung der „Kamera-Ethnographie“ (z.B. Mohn 2015; 2022) versteht Videographie als Feldforschung. Die Kamera hält nicht nur fest, sondern setzt ins Bild. Die Kamera fragt, schaut hin und fokussiert, sie geht nah an das interessierende Geschehen heran, sie orientiert sich dabei am Forschungsinteresse und an dem situativen Geschehen. Das so gewonnene Material der Feldforschung wurde durch die Autor:innen weiter fokussiert und verdichtet, so dass als Produkt 22 Videos entstanden sind, die ein „dichtes Zeigen“ (Mohn 2022) entlang der oben beschriebenen Forschungsinteressen und Fragen ermöglichen. Es handelt sich um Beobachtungen, die etwas zur Diskussion stellen wollen, die sowohl Interpretation enthalten als auch zur Interpretation herausfordern wollen.

Verfügbare Materialien

Im Fallportal werden zu einigen Videos auch dazugehörige Dokumente (z.B. Arbeitsblätter) zur Verfügung gestellt und zum Teil auch Transkriptionen zur verbalen Interaktion. Die Transkripte ersetzen aber keinesfalls die Videos, sondern sind als ergänzende Hilfsmittel für spezifische Analysen gedacht.

Literatur

Breidenstein, G. (2021). Interferierende Praktiken: Zum heuristischen Potenzial praxeologischer Unterrichtsforschung. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 24(4), 933–953.

Mohn, B. E. (2015). Kamera-Ethnografie: Vom Blickentwurf zur Denkbewegung. In G. Brandstetter & G. Klein (Hrsg.), Methoden der Tanzwissenschaft (S. 209–230). transcript.

Mohn, B. E. (2022). Zeigende Ethnographie – Kamera-Ethnographie. In A. Poferl & N. Schröer (Hrsg.), Handbuch soziologische Ethnographie (S. 575–591). Springer VS.

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Im Mittelpunkt der Sequenz aus dem Deutschunterricht einer 4. Klasse steht eine Geschichte zum sog. „Enkeltrick“, bei dem Betrüger versuchen, von älteren Menschen Geld zu ergattern. Nach der Beantwortung von Fragen zum Textverständnis in Einzelarbeit entspinnt sich eine Diskussion im Plenum um die Funktionsweise dieses verbreiteten Betrugsdeliktes.

Klasse/Gruppe, Lehrpersonen

Deutsch

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In dieser Sequenz aus dem Matheunterricht einer 4. Klasse hockt der Lehrer mit sechs Schüler:innen auf dem Boden und versucht mit diesen zu erarbeiten, wie man geeignete Überschlagsaufgaben findet, die es ermöglichen, das Ergebnis der eigentlichen Aufgabe durch Kopfrechnung zu schätzen.

Klasse/Gruppe, Lehrpersonen

Mathematik

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In dieser Sequenz aus dem Matheunterricht in einer 4. Klasse geht es um die Abrunde-Regeln. Muss man auf- oder abrunden? Welche Stellenmüssen berücksichtigt werden beim Runden und wieviel Nullen stehen da jeweils? Diese Probleme beschäftigen den Lehrer und eine Gruppe von sechs Schüler:innen, die um einen Tisch sitzen.

Klasse/Gruppe, Lehrpersonen

Mathematik

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Das schriftliche Multiplizieren wird in dieser Sequenz aus dem Matheunterricht einer vierten Klasse mit einem Spiel geübt, bei dem je zwei Kinder um die Wette rechnen. Wer die Runde am Tisch gewinnt entscheidet allerdings nicht das Rechentempo, sondern eine Büroklammer, die zum „spinner“ wird. Die Lehrperson erklärt das Spiel, danach spielen die Kinder.

Klasse/Gruppe, Lehrpersonen

Mathematik

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Die Aufgabe wird in dieser Sequenz des Matheunterrichts in einer 4. Klasse per Videobotschaft von „Kalle“, dem Alter Ego des Lehrers, gestellt. Der Vergleich von Flächenumfang und Flächeninhalt soll mittels Streichhölzern und Streichholzquadraten ermöglicht werden, um so zu bestimmen, welche die größere Fläche ist. Nach einer Kleingruppenarbeitsphase wird an der interaktiven Tafel im Plenum die Lösung besprochen. Anschließend werden weitere Aufgaben dazu gelöst. Die diesbezügliche Darstellung an der interaktiven Tafel ist allerdings wenig geeignet zu klären, inwiefern der Flächeninhalt bei gleichem Umfang unterschiedlich groß sein kann.

Klasse/Gruppe, Lehrpersonen

Mathematik

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In dieser Sequenz aus dem Deutschunterricht einer 3. Klasse dürfen sich die Kinder ein „Erzähllabyrinth“ aussuchen, das zum Entwickeln einer eigenen Geschichte anregen soll. Während alle schreiben, ist es sehr still, die Lehrerin geht zwischen den Tischen herum und berät flüsternd bei Rechtschreibproblemen oder bei der (Weiter-) Entwicklung der Geschichte.

Klasse/Gruppe, Lehrpersonen

Deutsch

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In dieser Sequenz aus dem Deutschunterricht einer 3. Klasse werden im Unterrichtsgespräch und an der Tafel die Prinzipien des Beugens von Verben wiederholt. Dabei gilt es, die Grundform, den Wortstamm und die Endung von gebeugten Verben zu unterscheiden.

Klasse/Gruppe, Lehrpersonen

Deutsch

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In dieser Sequenz aus dem Matheunterricht einer 3. Klasse sitzen die Schüler:innen im Sitzkreis am Boden und die Lehrerin führt in das Thema „Gewicht“ ein. Als es darum geht, das Gewicht zweier Bücher schätzend zu vergleichen, melden sich viele Kinder. Zuletzt erklärt die Lehrerin die „Stationen“, die sie zur Erarbeitung des Wiegens vorbereitet hat.

Klasse/Gruppe, Lehrpersonen

Mathematik

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