Burnout
Zwei Erzieher*innen unterhalten sich über die aktuellen Zustände in der Kindertagesstätte und vor welchen Herausforderungen sie tagtäglich stehen.
Protokoll
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Burnout | 99A_0033.pdf
Wer?
Gruppenleiter*in (E1), Erzieher*in einer anderen Kita-Gruppe (E2)
Wo?
Integrativer Kindertagesstätte
Wann?
Schlafenszeit der Kinder/ Mittagsruhe (ca. 12:15 – 12:30 Uhr)
Situation:
Es handelt sich um eine Gruppe von 16 Kindern im Alter von ein bis drei Jahren (davon sind acht Kinder körperlich/geistig behindert und zwei mehrfach schwerstbehindert). Regulär sind in dieser Gruppe fünf Erzieher*innen. E1 beaufsichtigt die Kinder jedoch allein. Ein*e weitere*r Erzieher*in dieser Gruppe hat bereits Dienstschluss.
E2 klopft an der Tür.
E1: „Herein!“
E2 (leise) zu E1: „Gehst du heute Nachmittag mit deinen Kindern raus?“
E1: „Ich würde so gern, weil wir gestern auch schon nicht draußen waren und die Kinder ständig fragen, ob wir raus gehen können. Es geht aber nicht,
da ich mich nicht um 16 Kindern allein gleichzeitig kümmern kann.“
E2: „Aber wenn wir heute nicht raus gehen, dann machen die Eltern mächtig Theater.“
E1: „Ich habe 16 Kleinkinder zu beaufsichtigen, allein. Wie soll ich das schaffen? Wickeln, anziehen, ausziehen in getrennten Räumen und dabei alle
16 Kinder im Blick behalten? Die Kinder können doch kaum was allein in dem Alter.“
E2: „Aber erkläre du das mal so den Eltern nachher.“
E1: „Soll ich mich zerreißen? Ich kann auch nicht mehr, stehe kurz vor dem Burnout. Reiße mir hier den Arsch auf, für nichts und wieder nichts.“
E2: „Ja, du hast Recht. Extrem gestiegene Anforderungen, hoher Stress, mehr Arbeit und gleicher Lohn. Die Arbeitsbedingungen hier sind doch
gesundheitsschädigend.“
E1: „Es tut mir ja auch leid, vor allem für die Kinder, die können ja nichts dafür.“
E2: „Es wird immer schlimmer, aber letztendlich können wir auch nicht krank machen. Eine Kita-Schließung können wir den Kindern nicht antun. Aber gleichzeitig müssen wir auch an unsere Gesundheit denken und abwägen, was schlimmer ist – nicht raus gehen, oder mental und psychisch zusammenbrechen, damit krank machen und eine Kita-Schließung riskieren.“
Erhebung
99A_0033