„Wem schreibstn da?“


Ein Mädchen tippt eine Nachricht in ihr Handy ein. Ein Junge schaut ihr dabei über die Schulter.


Wer?
Erzieherin (Ew); zwei Kinder: Km, Kw

Wo?
Offener Kinder- und Jugendfreizeittreff

Situation:
Kw tippt eine Nachricht in ihr Handy mit stark gesplittertem Bildschirm ein. Km schaut ihr, ohne ihr Bemerken, von hinten über die Schulter.


Km: „Wem schreibstn da?“

Kw: „Ich schreibe meiner Mutti zurück. Sie hat gefragt, wann ich heute nach Hause komme und sagt, dass sie grade mit ner Freundin im Kino ist.“

Km: „Aber warum sind da alle Nachrichten nur von dir abgeschickt?“

Km fährt lachen fort: „Schreibst du etwa mit dir selber?“

Kw wird rot, drückt sich das Handy reaktionsschnell an die Brust, sodass Km den Bildschirm nicht mehr sieht und sagt: „Nö, natürlich nicht! Ich hab doch grade gesagt was sie mir geschrieben hat!“

Km: „Na das hast du dir halt ausgedacht! Man bin ich froh, dass ich `ne normale Mutti habe.“

Kw (mit zitternder Stimme): „Meine Mutti geht dich überhaupt nichts an!“, und rennt nach draußen.

Ew: „Lass sie doch spielen! Ich bin mir sicher, sie würde auch sehr gerne eine richtige Nachricht von ihrer Mutti bekommen. Vielleicht wünscht sie sich einfach, dass die Mutti ein bisschen mehr Zeit für sie hätte. Es ist meistens besser, wenn man nicht gleich bewertet, was man nicht genau versteht.“

Autorschaft
Karen Hollmann |
Erhebungskontext
Erhebungsmethode
Notizen

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