Vorstellung vom Barock


In einer Musikschule hat ein Kind Klavierunterricht und spielt ein Stück des Barock vor. Für die Umsetzung fragt der Musikschullehrer nach, wie Menschen zur Zeit des Barock gelebt haben.


Wer?
Musikschullehrer*in: L; Schüler*in: S1, S2

Wo?
Musikschule

Wann?
18.00 Uhr

Situation:
Es klopft an der Tür.


L: „Herein.“

S1: „Hallo L.“

L: „Hallo S1. Du kannst, wenn du magst, noch in den Vorbereitungsraum gehen. Wir brauchen noch ein wenig.“

S1: „Alles klar, dann bis gleich.“

S1 verlässt den Raum. L beendet das Gespräch nach ca. vier Minuten und geht dann zum Vorbereitungsraum.

L: „So, wir können jetzt anfangen.“

S1 kommt in das Zimmer, legt ihre Sachen auf der Bank ab und geht zum Flügel.

L: „Bis zur Prüfung ist es ja gar nicht mehr lang. Was willst du da präsentieren?“

S1 (fragend): „Ich dachte an die Fuge Nr. 2 von Bach.“

L: „Und was noch?“

S1: „Naja. Ich weiß nicht so recht. Die dritte Etüde in C Scarlatti?“

L: „Okay, aber dann müssen wir noch ganz schön arbeiten.“

S1: „Mmh, das stimmt. Können wir mit Scarlatti anfangen?“

L: „Gut, fang an.“

S1 beginnt, nach einer halben Minute unterbricht L.

L: „Gut S1. Also deine Ideen sind gar nicht mal schlecht. Ich find du machst es ein wenig zu romantisch. Was stellst du dir bei dem Stück vor? Was hast du für eine Geschichte?“

S1: „Mmh, Scarlatti, ich wüsste nicht, was ich da für eine Geschichte erzählen sollte… Ich kenne ihn schließlich nicht.“

L: „In welcher Epoche lebte er denn?“

S1: „Ja, das müsste schon etwas länger zurückliegen (lacht verlegen). Ähm… War das nicht Barock?“

L: „Ja genau. Und wie haben die Leute da gelebt?“

S1: „Na so am Hof, mit so großen Kostümen und alles so schick und pompös und ete petete, also so richtig dolle Höflichkeit.“

L: „Ja genau, so ungefähr kann man sich das vorstellen. Na gut, nur der Adel lebte am Hof, die Komponisten waren dort zum Arbeiten, aber eigentlich lebten sie eher in ärmlichen Verhältnissen. Aber sie haben sich in ihren Kompositionen sehr an dem Leben am Hofe orientiert, da hast du schon recht. Versuch jetzt mal, das in deine Gestaltung zu bringen. Aber ganz wichtig ist noch – damals gab es kein Pedal. Die haben damals also nicht viel gebunden und wenn, dann war es nur Fingerlegato.“

S1: „Ah okay, ich glaub ich hab ´ne Idee. Geht es, wenn ich das alles mehr Staccato spiele?“

L: „Probier es einfach mal aus. Das schaffst du schon.“

S1 spielt. L lässt S1 bis zum Schluss spielen.

L: „Na siehst du, du hattest jetzt eine Geschichte, oder?“

S1: „Ja. Irgendwie fügt sich das schon ein. Also wenn ich mir das vom Hof so vorstelle, das kann ich so auf das Spielen übertragen.“

L: „Es war wirklich viel viel besser, auch deine Tempi waren super! Auch diese Abwechslungen von piano und mezzo und forte… aber vor allem das Staccato hat dem Stück richtig Charakter verliehen. Das klang jetzt richtig nach Barock. Du hattest dir anscheinend eine gute Geschichte einfallen lassen.“

S1 nickt und lächelt.

L: „Ich würde an deiner Stelle hier und hier (zeigt in die Noten) noch ein wenig mehr übertreiben. Das kann die Stelle ruhig vertragen. Warte, ich zeige es dir kurz mal.“

L geht zum anderen Klavier und spielt.

S1: „Also so?“ (spielt die gleiche Stelle)

L: „Ja, das machst du schon sehr gut. Es kann sogar noch ein bisschen mehr sein.“

Es klopft an der Tür. L wendet sich dorthin.

L: „Herein? Hallo S2, komm rein und setz dich. Wir sind gleich fertig.“

L wendet sich wieder zu S1.

L: „S1, du weißt nun, wie du vorzugehen hast?

S1 nickt.

L: „Super. Dann bist du erlöst für heute.“

S1 steht vom Klavierhocker auf und packt ihre Sachen ein.

S1: „Tschüss und nochmal danke für die guten Ideen.“

L: „Mach´s gut S1. Wir telefonieren die Woche noch einmal.“

Autorschaft
Ulrike Wiech |
Erhebungskontext
Erhebungsmethode
Notizen

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