Smileys und Gefühle


Eine Schulsozialarbeiterin unterhält sich im Einzelgespräch mit zwei Kindern, um einen Konflikt zu klären.


Wer?
SA (Schulsozialarbeiterin, K1 (Kind, weiblich, 8. Klasse), K2 (Kind, weiblich, 8. Klasse)

Wo?
Förderschule

Wann?
09.03.2020

Situation:
In der 1. Stunde kam K1 zu einem Einzelgespräch und thematisierte, dass ihre Mutter einen Schulwechsel möchte und sie sich mit K2 zerstritten hat. K1 hat ohne K2 niemanden mit dem sie über ihre Situation reden kann. Neben einem geplanten Gespräch mit der Mutter von K1, schlägt SA ein Gespräch zusammen mit K2 in der 4. Stunde vor.
In der 4. Stunde kommt es dann zum Gespräch zwischen SA, K1 und K2. Die Mädchen waren sehr wortkarg und schauten verschlossen nach unten auf den Tisch an dem sie saßen. SA versuchte daraufhin mit jeweils vier verschiedenfarbigen Pappkarten eine Situation zu schaffen, die nicht der eines Verhörs in Frage-Antwort-Form entspricht.


SA: „Auf der 1. Karte zeigt ihr bitte in Form eines Smileys, wie ihr euch gerade fühlt.“

K1 wählte einen traurigen Smiley mit herunterhängenden Mundwinkeln. Auf Nachfrage von SA, zuckte sie nur mit den Schultern und schaute weiter nach unten auf den Tisch. K2 ließ die Nachfrage ebenfalls unbeantwortet. Sie hatte einen Smiley mit horizontaler, geradem Mund gezeichnet.

SA: „Ok wir machen erst einmal weiter! Auf der 2. Karte drückt ihr mit einer Zahl zwischen 1 und 10 aus, wie es euch mit der momentanen Situation zwischen euch ergeht. 1 entspricht sehr schlecht und 10 meint, ihr seid sehr zufrieden.“

K2 wählte die neutrale 5 und K1 die negative 1.

SA: „Warum habt ihr euch für diese Zahl entschieden?“

Auch bei der Auswertung dieser Karte wollten Beide keinen Kommentar dazu abgeben. SA fuhr fort und gab ihnen die 3. Karte.

SA: „Beschreibt nun bitte auf der nächsten Karte eure Emotion mit einem Wort.“

K1 stellt ihre Karte vor: „Ich habe ‚traurig‘ genommen“.

SA: „Und K2?“

K2: „Egal.“

Ohne weitere Nachfragen gab SA den Schülerinnen die 4. Karte: „Dann schreibt bitte mal den Grund für die von euch gewählte Emotion auf die 4. Karte!“

K1: „Ich habe Lügen aufgeschrieben.“

SA: „Was meinst du konkret damit, K1?“

K1: „Naja, dass Lügen über mich verbreitet werden. Mit dem Schulwechsel und so.“

SA: „Und wer verbreitet diese Lügen? Auch K2?“

K1: „Ja.“

SA: „Möchtest du dazu etwas sagen K2?“

K2: „Nö“ und schüttelt mit dem Kopf.

SA: „Ok dann lies du mal bitte deinen Grund für ‚Egal‘ vor, K2.“

K2: „Freunde.“

E: „Ok, dir ist der ganze Streit und die aktuelle Situation zwischen dir und K1 also nicht so wichtig, weil du andere Freunde hat, richtig?“
K2 nickt.

E: „Gut, aber was denkst du, wie das für K1 ist, die nicht so viele Freunde und somit niemanden hat, mit dem sie über ihre Probleme reden kann?“

K2: „Blöd. Das verstehe ich schon, aber sie kann ja auf mich zu kommen und das Gespräch suchen.“

SA: „Wie siehst du das K1? Würdest du momentan auf K2 zugehen und dich ihr anvertrauen?“

K1: „Das fällt mir schwer. Das ist eine große Hürde.“

SA: „Ok dann bekommt ihr von mir noch eine weitere Karte, auf der ihr mir wieder mit einer Zahl zwischen 1 und 10 ausdrückt, wie wichtig euch diese
Freundschaft ist. 1 entspricht überhaupt nicht wichtig und 10 bedeutet es gibt kaum etwas Wichtigeres.“

Beide notieren eine 10 auf ihren Karten und decken diese auf.

SA: „Bei beiden steht da eine 10. Also gehe ich davon auf, dass euch beiden sehr viel an dieser Freundschaft liegt und ihr versuchen wollt diese zu retten, richtig?“

Beide nicken zustimmend.

SA: „Ok dann schreibt ihr mal bitte auf die letzte Karte, die ihr von mir bekommt, was diese Freundschaft eurer Meinung nach benötigt. Also was trägt dazu bei, dass sich wieder für beide Seiten eine angenehme Situation ergibt?“ – „Dann fang mal an K1.“

K1: „Ich habe ‚Ehrlichkeit‘ und ‚kein Schulwechsel‘ stehen.“

SA: „Dir ist also wichtig, dass man in einer Freundschaft Sachen im Vertrauen erzählen kann und diese nicht an andere weitererzählt werden. Ok. Und du möchtest gerne an dieser Schule bleiben, damit du auch bei deinen Freunden und K2 bleiben kannst. Ich werde auf jeden Fall nochmal mit deiner Mutti reden, K1.“ – „K2, was hast du aufgeschrieben?“

K2: „’Mehr Zeit zusammen verbringen‘ K1 darf sich nicht so zurückziehen und muss vor allem mit mir reden und mir alles erzählen.“

SA: „Das finde ich ein schönes Schlusswort für heute. Ihr wisst jetzt wie viel dem anderen diese Freundschaft bedeutet und könnt wieder über alles reden und euch einander anvertrauen. Ich wünsche euch noch einen schönen Nachmittag!“

Autorschaft
anonym (Falleinreichung durch Zentrum für Lehrer*Innenbildung, MLU) |
Erhebungskontext
Erhebungsmethode
Notizen

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