Individuelle Förderung


A. erhält während der Bearbeitung einer Matheaufgabe im offenen Unterricht fachliche Unterstützung. Der offene Unterricht findet in einer evangelischen Grundschule statt, in welcher auch Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und Kinder mit motorischen und geistigen Einschränkungen zur Heterogenität im Klassenzimmer beitragen.


Die Aufgabe zur Lernbeobachtung habe ich gemeinsam mit der Klassenlehrerin ausgewählt. Aufgrund ihrer Komplexität spricht sie bereits Kompetenzen an, die für Schüler einer dritten bzw. einer vierten Klasse geeignet sind. Dies wurde jedoch dem Schüler A. nicht mitgeteilt. Die Aufgabe besteht aus drei Teilaufgaben.

Sie lautet:

  1. a) In einer Bonbondose befinden sich 28 Lisa nimmt sich 12 Bonbons heraus. Max nimmt sich noch weitere 8 Bonbons heraus. Wie viele Bonbons sind noch in der Dose?
  2. b) In einer Bonbondose befinden sich 36 Emil legt weitere 9 Bonbons dazu. Lea nimmt für sich und ihre Freundinnen Mia und Anna jeweils weitere 3 Bonbons heraus. Wie viele Bonbons sind nun noch in der Dose?
  3. c) In einer Dose befinden sich 24 Leon nimmt sich ein Viertel der Bonbons heraus, Sarah ein Drittel der restlichen Bonbons. Wie viele Bonbons sind nun noch in der Dose?

 

Ich:

Lies dir erstmal die Aufgabe durch. Wenn du etwas nicht verstehst, kannst du mich auch gerne fragen.

A.:

(nickt) Also soll ich erstmal nur lesen?

Ich:

Ja. Und du kannst dir ja schon mal erste Gedanken dazu machen, also wie du die Aufgabe lösen würdest.

A.:

(nickt und liest)

(9:39 Uhr)

A.:

Ich bin fertig. Also soll ich jetzt einfach anfangen das hinzuschreiben?

Ich:

Am besten so wie ihr es sonst auch gemacht habt. Mit Lösung und Antwort. Und versuch aufzupassen, dass du jede Zahl in ein Kästchen schreibst, damit du nicht verrutschst. Einfach so, wie ihr es sonst auch macht.

A.:

Okay… also…. (schreibt zuerst “Lösung” auf ein kariertes Blatt)

Ich:

Weißt du, was du hier machen musst?

A.:

Ja, ich muss die 28 nehmen und dann minus rechnen.

Ich:

Genau. Und minus was?

A.:

Minus die 12. (er schreibt 28 minus 12 untereinander auf)

(9:43 Uhr)

A.:

Das sind 8.

Ich:

Richtig. Dann kannst du das jetzt noch unterstreichen.

A.:

Unterstreicht das Ergebnis. (er lacht) … das war ja leicht (lächelt mich an)

Ich:

Gut gemacht. Und jetzt schreibst du noch “Antwort” und darunter einen Antwortsatz.

A.:

Einfach daneben da? Und was soll ich schreiben?

Ich:

Ja, wo Platz ist. Was würdest du denn schreiben? Oder besser gesagt: Was könnte man denn schreiben? Weil die Frage war ja, wie viele Bonbons noch in der Dose sind.

A.:

(nickt) Okay. Also man könnte schreiben, dass noch 8 Bonbons drinne sind.

Ich:

Genau. Dann schreib das auf.

A.:

(Schreibt den Antwortsatz)

Ich:

Genau. Gut gemacht. Dann duck dir jetzt Aufgabe b) an.

A.:

(nickt) (Er liest die zweite Aufgabe laut vor.)A

Ich:

Das ist jetzt schon ein bisschen schwieriger. Weißt du auch hier schon, was du machen sollst?

A.:

(nickt wieder) Ja, ich probiers mal. Soll ich wieder “Lösung” schreiben?

Ich:

Genau, da hast du gut aufgepasst! Mach einfach so, wie du denkst.

A.:

(schreibt “Lösung”)

Ich:

Hast du schon ne Idee?

A.:

Ja, zuerst muss man da die 36 nehmen und plus 9 rechnen, weil kommen ja welche dazu.

Ich:

Richtig! Das kriegst du aber schon schnell hin! Das kannst du wieder so untereinander wie oben schreiben, ne?

 

A:

(nickt wieder, er schreibt 36 plus 9 untereinander) Da kommt 45 raus, das kann ich auch eigentlich schon im Kopf. (Er grinst mich an) Das ist ja wieder voll leicht.

Ich:

Ja, richtig, das hast du super gemacht. Aber du bist ja noch nicht fertig. Willst du noch mal lesen, was du jetzt machen musst?

(9:52 Uhr)

Ich:

Hast du das jetzt verstanden? Also du musst jeweils 3 rechnen…

A.:

Ja… (er schaut mich an): Also dann die 45 minus 3… Das sind dann ja 42.

Ich:

Ja… also 45 minus drei sind 42… Aber das ist ja nicht die richtige Aufgabe. Die Lea nimmt ja noch für ihr beiden Freundinnen jeweils drei heraus… und für sich auch. Verstehst du?

A.:

Achso… mhm… (schaut mich an)

Ich:

Also pass auf: Es sind ja drei Mädchen… und wenn jedes davon drei Bonbons raus nimmt, dann sind das ja…?

A.:

(überlegt) 9 sind das ja dann!

Ich:

Genau! Am besten du rechnest die drei plus drei plus drei noch mal zusammen, damit du dir das merkst, okay?

A:

(schreibt “3+3+3” und rechnet es aus) 9!

Ich:

Genau, und was machst du jetzt damit?

A.:

Dann kommt das jetzt weg von den 45… weil die werden ja raus genommen.

Ich:

Genau richtig! Das kannst du wieder aufschreiben.

A.:

Okay… (er rechnet 45 minus 9 und schreibt das Ergebnis untereinander)
Also da kommt 36 raus.

Ich:

Richtig. Dann kannst du ja jetzt deinen Antwortsatz hinschreiben. Genau so, wie du es oben auch gemacht hast.

A.:

(schreibt seinen Antwortsatz)

(9:57 Uhr)

Ich:

Sehr gut! Dann machen wir jetzt noch das Letzte und dann haben wir es geschafft, ja?

A.:

(nickt, er liest wieder die Aufgabe vor)

Ich:

Ja, das ist jetzt noch mal ein bisschen schwieriger. Was meinst du, schaffst du das?

A.:

(lächelt mich an… er guckt noch mal auf das Aufgabenblatt, dann fragt er)

Ich:

Ist nicht schlimm, wenn du das nicht weißt. Also du kannst ja schon geteilt rechnen, stimmts?

A.:

(sofort) Jaaa, geteilt ist cool!

Ich:

Super. Also ein Viertel ist das Gleiche wie wenn man durch 4 rechnet.

A.:

Achso, das ist ja auch voll einfach.

Ich:

Na, dann fang mal an. Zuerst kannst du wieder “Lösung” schreiben”.

A.:

(schreibt Lösung, dann sagt er) Also 24 durch 4, oder? Weil es sind ja zuerst 24…

Ich:

Super! Genau das ist es! Das kannst du wieder schriftlich machen, okay?

A.:

(nickt, er schreibt die Aufgabe auf und überlegt kurz. Geht die Viererreihe durch und zählt dabei mit den Fingern, wie oft die 4 in die 24 rein passt) Das sind 6. (er schaut mich an)

Ich:

Genau richtig. Das hast du Klasse gemacht. Aber das ist noch nicht unser ganzes Ergebnis! Guck es dir noch mal an…

A.:

(liest) Ja, wenn das dann ein Drittel ist, dann durch drei, oder?
(er schreibt hin 24:3 und rechnet es wieder mit den Fingern aus, dann sagt er) 8!

(10:02Uhr)

Ich:

Ja, das hast du schnell gerechnet! Aber so kannst du nicht weiter rechnen. Die 24 hast du ja schon durch 4 geteilt. 24 sind es ja nun nicht mehr… was hast du denn jetzt ausgerechnet? (ich zeige auf die 6) Da steht ja, dass er sich so viel raus genommen hat… Das musst du erst noch abziehen!

A.:

Achso, also minus sechs?

Ich:

Mach, wie du denkst. Schreibe auf, wenn du denkst, dass es so richtig ist.

A.:

(schreibt untereinander 24-6=18, danach schaut er mich an)

Ich:

Sehr gut! Dann hast du den ersten Teil ja schon gelöst. Und jetzt? Lies noch mal vor!

A.:

(liest den Rest der Aufgabe vor) Dann muss ich das ja jetzt durch drei rechnen, oder?

Ich:

Was musst du durch drei rechnen?

A.:

Die 18. Weil das hab ich ja grad ausgerechnet.

Ich:

Genau richtig gedacht. Dann schreib´s mal auf.

A.:

(schreibt 18:3=6, rechnet dabei wieder mit den Fingern, danach schaut er mich an)

Ich:

Klasse! 6 ist richtig. Dann kannst du das jetzt aufschreiben. Wieder mit Antwort und Antwortsatz.

A.:

(schreibt die Antwort auf)

Autorschaft
Anna Josephine Weicker |
Erhebungskontext
Erhebungsmethode