Hilfe annehmen
Eine Mutter bewohnt mit ihren drei Kindern eine Wohnung in einer Mutter-Kind-Einrichtung. Die Betreuer besprechen mit der Mutter einige Probleme.
Protokoll
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Hilfe annehmen | 20D_0081.pdf
Wer?
Mutter & Bewohnerin der Einrichtung (S), Kinder von S: K1, K2, K3; Betreuer*in: B1, B2
Wo?
Arbeitszimmer einer Mutter-Kind-Einrichtung
Wann?
27.02.2020
Situation:
S bewohnt seit Mai 2019 mit ihren 3 Kindern eine Wohnung im Mutter-Kind-Heim. In den letzten Tagen häuften sich in der Familie „Chaos“ (Wortlaut der Erzieher) und Verletzungen der Aufsichtspflicht. K1 besucht eine Tagesklinik. K1 ist am Wochenende erkrankt. S möchte ihn jedoch nicht in die Tagesklinik schicken. Sie ist zu Beginn des Protokolls noch ohne Kinder in der Wohnung der Betreuer.
B1: „Du weißt doch, dass der Junge erst in die Tagesklinik soll und dann dort untersucht wird. Das Regelblatt hast du, genau wie wir.“
S: „Orr ja, dass weiß ich doch Mensch und ich zieh ja eh bald aus. Nächsten Freitag hab ich Hilfeplan und bis dahin will ich definitiv den Bericht lesen, dass ich zum 31.03. raus kann, dass hat ja Frau D. (der gesetzliche Vormund) gesagt.“
B1: „Den haben wir dir doch immer vorher ausgegeben. Und wir sehen doch, dass es so nicht funktioniert. Erst jetzt am Wochenende war doch wieder so viel. Nimm die Hilfe, die wir dir hier geben, doch mal an!“
S: „Jetzt auf einmal?! Ich will mich nicht immer für irgendwelche Sachen rechtfertigen, die ich gar nicht gemacht habe. Ich werde hier nur in die Ecke gedrängt. Genauso wie mit K1, der war vor dem Ganzen hier so anders. Der hat `Bitte´ und ´Danke´ gesagt. Man ey. K1, K2, K3? Wir gehen jetzt.“
Die Kinder von S kommen aus dem Spielzimmer der Betreuer. K2 läuft zum Computer des Arbeitszimmers. K3 läuft durch den Raum. Der kränkelnde K1 steht bei S.
K2: „Ich will aber hier bleiben. K1 nervt, ärgert und ist immer laut.“
K1: „Gar nicht wahr!“
K1 streckt seine Zunge raus und steckt dann seinen Nuckel wieder in den Mund. K2 wird weinerlich und schlägt wahllos auf die Tasten der Tastatur.
B1: „K2, dass machen wir aber mal nicht. Wenn du hier irgendwelche Tasten drückst, kann es sein, dass der Computer das nächste Mal gar nicht mehr geht.“
K2 stellt sich mit verschränkten Armen vor den Computerbildschirm, sein Blick richtet sich nach unten. K1 befindet sich mittlerweile unter einem Tisch.
B2: „Gehst du jetzt bitte mit deinen Kindern in deine Wohnung? Wir kommen nachher nochmal zu dir.“
S: „Na meine Kinder wollen doch nicht mit mir mit. Die könnt ihr jetzt betreuen.“
S lacht laut und geht.
Erhebung
20D_0081